Jeder der mal etwas länger gelötet hat kennt es. Der Dunst der beim Löten entsteht steigt immer egal wie man den Kopf hängt direkt in die Nase. Dazu kommt das gerade das gute bleihaltige Lötzinn mit Flussmittelseele ist nicht gerade gesundheitsfördernd und es kommt gerne mal vor, dass man Kopfschmerzen nach dem Löten bekommt. Deshalb ist das Ziel dieses HowTos eine Absaugung der Lötdämpfe. Eine günstige Lötdampfabsaugung kostet ca. 30€ und bietet für dieses Geld meist nicht viel. Ich will euch zeigen, wie es deutlich günstiger und genau so einfach geht.
Grundlagen:
Das Prinzip ist einfach – wir wollen die entstehenden Lötdämpfe weg saugen und am besten gleich unschädlicher machen. Abgesaugt wird einem Lüfter und die Dämpfe werden mit Hilfe von Aktivkohlefiltermatten gereinigt.
Version 1:
Lötdampfabsaugung in einem Gehäuse:
Für meine erste Version wollte ich ein Gehäuse haben – die Gründe, die dafür sprechen sind ganz einfach – erstens ist das Ganze handlicher, da es eine abgeschlossene Sache darstellt und kann einfacher gehandhabt und verstaut werden. Zudem kondensieren die Dämpfe am vergleichsweise kalten, metallischen Gehäuse nach dem Einsaugen und so funktioniert diese Art der Lötdampfabsaugung sogar ohne Aktivkohlefilter schon sehr gut. Diese Lötdampfabsaugung steht direkt neben meiner Lötstation ist damit immer einsatzbereit.
Benötigtes Material:
- Netzteilgehäuse am besten mit 120mm Lüfter Einbauöffnung. Z.B. von einem defektem Netzteil. Wer kein altes kaputtes Netzteil rumliegen hat kann eins sehr günstig bei eBay oder auf dem Schrottplatz bekommen. (Ebay "ATX Netzteil Defekt")
- Zwei Lüftergitter – eins ist in der Regel schon am Netzteilgehäuse dran, also ein weiteres. (Billiges Lüftergitter für 3€ inkl. Versand)
- Starker Lüfter in der passenden Größe. Je stärker der Lüfter, desto besser funktioniert auch die Absaugung natürlich. Er sollte aber nicht so laut sein, dass es unerträglich ist. Manchmal ist schon ein passender Lüfter verbaut – oft aber schon defekt oder zu schwach (besonders bei neueren Netzteilen. Ich wollte einen beleuchteten Lüfter – denn so sehe ich auf dem ersten Blick, ob die Lötdampfabsaugung an ist. (Beispiele: Cooler Master Sickleflow ~9€, oder ähnliche)
- Aktivkohlefiltermatten. Die bekommt ihr entweder als Ersatzteil für handelsübliche Lötdampfabsaugungen oder als Premium-Filtermatten für Dunstabzugshauben. (Reichelt-Ersatzfilter ~ 5€)
- passendes Netzteil für den Lüfter – wenn die Netzteilelektronik noch funktioniert, dann kann man einfach die nicht benötigten Kabel abschneiden und das Netzteil zum „Dauer-an-sein“ umfunktionieren. Oder man macht es wie ich es getan habe und man nimmt einfach ein passendes Steckernetzteil und baut es in das Netzteilgehäuse ein. Wenn man sowieso ein neues kaufen muss, dann kann man gleich ein Regelbares kaufen, da diese nur unwesentlich teuerer sind und man die Lautstärke und Stärke des Lüfters einstellen kann. (Beispiel für ein Regelbares Netzteil ~ 9€)
Benötigtes Werkzeug:
- Schraubendreher (meist PH1 und Schlitz 0 und 1)
- Lötkolben und Lötzinn
- Saitenschneider
- ggf. Schere und Kleber
- Schrumpfschlauch und Isolierband.
Sicherheitshinweise:
Das Arbeiten an geöffneten Netzteilen kann lebensgefährlich sein. Also bitte tut dies nur, wenn ihr Ahnung habt was ihr tut. Auch die anderen Arbeiten können gefährlich sein und Verletzungen zur Folge haben. Holt euch rat und Unterstützung von Leuten die Ahnung haben. Alle elektrischen Arbeiten sollten immer von einer geschulten Person überprüft werden.
Wie erwähnt braucht man ein Netzteilgehäuse – meins stammt von einem defekten Be Quiet E5 (gibt es überhaupt funktionierende von der Serie?
Gut möglich das euers auch aus der Serie ist nur Probleme mit den teueren Sche*ßteilen)
Also erstmal öffnen – in der Regel werden die Gehäuse mit vier Schrauben verschlossen von denen sich eine oft unter einem Garantiesiegel befindet
An dieser Stelle kann ich nur nochmals auf die Sicherheitshinweise verweisen – wenn ihr keine Ahnung davon habt lasst die Finger davon. So ein Primärkondensatorschlag kann schon mal gerne tödlich enden. Schaut aufjedenfall, dass das Netzteil komplett entladen und Spannungsfrei ist.
Das Netzteil müsst ihr so entkernen, dass nur noch Anschlussseitig (Kaltgerätebuchse, Schalter…) das Zeug vorhanden ist – der Rest kann raus – es sollte dann aussehen, wie in diesem Bild (je nach Netzteil natürlich leicht anders)
Nun braucht ihr ein Netzteil für die Spannungsversorgung des Lüfters. Ich hatte noch dieses alte Steckernetzteil mit 12V und 0,5A herumliegen. Meines hatte ein Sturzschaden und war deshalb nicht mehr als solches zu gebrauchen – ich konnte jedoch gewährleisten, dass die Funktion unbeeinträchtigt war. Ich rate aber jedem, der nur leichte Zweifel hat lieber neues unbeschädigtes Netzteil zu nehmen. Die Kosten bleiben mit weniger als 5€ auch im Rahmen.
Ich habe nun auch dieses Netzteil entkernt und das eigentliche Netzteil herausgeholt. In diesem Bild sieht man noch einen Lüfteranschluss, den ich angelötet hab, damit ich die Lötdampfabsaugung später leicht öffnen und trennen kann. Das Netzteil hab ich dann ins Netzteilgehäuse verschraubt und wieder an die eingangsseitigen Kontakte verlötet. Achtet dabei unbedingt darauf, dass der Schutzleiter funktionsfähig ist und der Rest entsprechend isoliert ist.
Als nächstes ist der Lüfter dran. Der im Netzteil ist wie das restliche Netzteil nicht zu gebrauchen. Er ist viel schwach und dafür auch noch zu laut – also raus damit
Für meine Lötdampfabsaugung habe ich einen beleuchteten
Cooler Master Sickelflow genommen. Mit seinen 120mm und 2000 Umdrehungen pro Minuten saugt er selbst durch die Aktivkohlefilter noch ausreichend stark. Am Lüfter selber habe ich keine Änderungen vorgenommen und durch die LEDs sieht man auch immer schön, wann der Lüfter an ist.
Als nächstes sind die Aktivkohlefiltermatten dran. Die Matte, die ich gekauft habe ist noch ein wenig zu groß und muss deshalb mit der Schere noch zugeschnitten werden. Aktivkohle ist schon eine krasse Sache – wenn man bedenkt, dass nur wenige Gramm (<10) eine größere Oberfläche als ein Fußballfeld hat
So wird das Ganze dann eingebaut. Ganz links ist das erste Lüftergitter dann kommt das Gehäuse, dann der Filter, der wiederum von einem weiteren Lüftergitter eingefasst ist und dann der eigentliche Lüfter. Es kann sein, dass die Lüfterschrauben zu kurz sind in meinem Fall hatte ich zuerst diese langen M3 Schrauben verwendet – aber ich habe sie dann doch noch gegen Lüfterschrauben getauscht. Aber welche Schrauben man nimmt ist eigentlich egal – einen Einfluss auf die Funktion haben sie nicht, solange sie das Ganze in sicher in Position halten.
Zum Schluss habe ich noch alle Aufkleber und Logos entfernt. Wir wollen ja für den Schrott den wir umbauen keine Werbung machen. Aufkleber gehen mit Spiritus gut ab und das Logo habe ich einfach mit einem Schlitzschraubenzieher abgehebelt.
So sah das Ganze dann fertig aus:
Hier dann nochmal ein Vergleich um die Wirkung zu verdeutlichen:
Absaugung aus: Man sieht deutlich, dass der ungesunde Lötdampf einfach aufsteigt – nach Murpheys Law geht er einem natürlich genau in die Nase (ich weiß schon eher wegen dem durchs Einatmen erzeugten Unterdruck.
)
Absaugung an: Man sieht nun, wie gut das Ganze funktioniert. Hier wird durch die geringere Entfernung (fürs Bild) der Dunst absolut horizontal abgelenkt und direkt zur Lüftermitte gezogen. Selbst bei deutlich größerer Entfernung funktioniert das Ganze noch einwandfrei.
Das wars schon mit der Version 1 – ich werde eine weitere Version noch nachreichen.
So long :0)