Zu aller erst möchte ich Scythe für die Bereitstellung des Kühlers danken!
1. Einleitung
Heute stelle ich euch den Scythe Kabuto 3 vor. Scythe ist sicherlich jedem PC-Schrauber bekannt. Seit 2002 widmet sie die Firma der Herstellung von passiven bzw. leisen PC Komponenten.
Warum Scythe den Namen „Kabuto“ wählte, ist mir noch nicht ganz klar. Kabuto bezeichnet den Helm einer Ninja-Rüstung. Für mich hat der Kühler eher keine Ähnlichkeit damit. Diese Info aber nur am Rande. Wie man dem Namen des Kühlers aber auch entnimmt, handelt es sich bereits um die dritte Auflage. Das erste Modell von 2009 und das zweite Modell von 2012 kamen jeweils mit sechs kupferfarbenen Heatpipes daher. Die neueste Auflage setzt lediglich auf fünf Heatpipes, welche allerdings eine Besonderheit aufweisen. Dazu später mehr.
Beim Kabuto 3 handelt es sich um einen sogenannten Top-Blower, was lediglich bedeutet, dass der Lüfter parallel zum Mainboard verbaut wird. Diese Bauweise ist Vorteilhaft, wenn es beengt zugeht und der Kühler nur eine gewisse Höhe besitzen darf. Ein weiter Vorteil kann sein, dass auch das Mainboard bzw. die umliegenden Komponenten der CPU direkt im Luftstrom des CPU Kühlers liegen. In meinem Roundup ist es der erste Top-Blower und auch ich bin auf seine Leistung gespannt.
2. Unboxing
Das Design der Verpackung ist ähnlich zu dem des Fuma, welchen ich auch bereits getestet habe. Das bedeutet, dass der schwarze Karton mit vielerlei Informationen rund um den Kühler versehen ist. Das Design ist, wie auch der Name, Asiatisch angehaucht. Würde man nur die Vorderseite sehen, würde man kaum darauf kommen, dass die Verpackung einen CPU-Kühler beherbergt.
Der Lieferumfang des Kabuto 3 umfasst neben dem Kühler und Lüfter natürlich auch das passende Montagematerial. Für Intel basierte System wird eine Befestigung mittels Push-Pin Halterung vorgesehen (rechts), wohingegen bei AMD Systemen die originale Halteplatte genutzt wird (links). Dies erlaubt es, ihn auch ohne ein Umrüst-Kit auf dem neuen Sockel AM4 zu verwenden. Weiterhin ist in einer Tüte etwas Wärmeleitpaste enthalten (unten).
Wie bereits erwähnt, ist wohl die eigentliche Domäne eines Top-Blow-Kühlers ein beengtes Gehäuse. Der Kabuto 3 bricht etwas mit dieser Zielgruppe. Denn im Vergleich zu vielen anderen Top-Blowern baut er relativ hoch. Das Packet aus den Finnen wirkt dabei so groß, wie bei einem Single-Tower, mit der Besonderheit, dass es waagerecht bzw. liegend verbaut ist. Dies wird auch beim Gewicht deutlich. Mit über 700g wiegt fast doppelt so viel wie viele andere erhältliche Top-Blower. Trotz seiner Masse, misst der Kabuto 3 nur 125mm in der Höhe.
Der Kühler ist, wie üblich bei Scythe, optisch sehr schlicht gehalten. Die Kupfer-Heatpipes sind vernickelt, ebenso der Boden. Die Aluminium Finnen sind, bis auf die vorderste, naturbelassen. Die vorderste Finne ist hingegen poliert und ziert das Scythe Logo – die gekreuzten Sicheln. Die Heatpipe-Enden tragen keine Kappen, sind allerdings auch nicht einfach gequetscht, sondern sauber verarbeitet.
Der Boden des Kühlers ist nicht zentriert angebracht, sondern leicht in eine Richtung versetzt. Welchen Vorteil das bei der Montage und Kompatibilität hat, werde ich später zeigen. Man sieht an dieser Stelle aber bereits die spezielle Konfiguration der Heatpipes. Der Kühler setzt nämlich auf das von Scythe genannte Hybrid-System. Neben drei 8mm Heatpipes, werden zusätzlich zwei 6mm Heatpipes verbaut. Die dickeren befinden sich dabei in der Mitte der Bodenplatte und die dünneren am Rand. Dabei verlaufen die mittleren durch den Boden zweimal zu den Finnen – einmal in die Mitte der Finnen und einmal unterhalb der Finnen. Diese Art der Montage macht die beim Kabuto 2 eingeführte „Reinforcement Bar“ obsolet, da die Heatpipes den Kühler selber stützen. Die schmaleren Heatpipes verlaufen nur einmal vom Rand der Bodenplatte zum Rand der Finnen. Diese Bauart verhindert jedoch, dass auf der Unterseite ein weiterer Lüfter angebracht werden kann.
Die Bodenplatte besteht aus Kupfer, wurde aber vernickelt. Das sieht nicht nur schicker aus, sondern hat auch den Vorteil, dass das Kupfer nicht anläuft. Sie ist nicht poliert, sondern weißt eine ganz feine Rauigkeit auf.
Die Verarbeitung des Kühlers ist insgesamt sehr gut, finde ich. An den Heatpipes erkennt man zwar die Spuren des Biegens, aber das lässt sich wohl nicht vermeiden. Die Finnen sind allesamt sauber verarbeitet und die Abstände sind sehr gleichmäßig. Auch die Bodenplatte ist sehr gut verarbeitet. Soll heißen, die Heatpipes umschließenden Hälften weisen keinen Spalt oder sonstige Fehler auf.
Auch der Lüfter ist gewohnt schlicht gehalten. Der Rahmen ist wie üblich schwarz und der Rotor grau. Dennoch hebt sich sein Design etwas von der Masse ab. Die Stege zum Motor sind leicht geschwungen und die Rotorblätter weisen auf der Saugseite Rillen auf. Für mich ist die Verarbeitungsqualität des Lüfters jedoch nicht auf dem Niveau des Kühlers. Die Kanten der Rotorblätter sind nicht entgratet. Die Kabel sind zwar schwarz gesleevet, jedoch nur außerhalb des Lüfters. Weiterhin ist der Stecker weiß. Ich finde, man könnte konsequenterweise schwarze Kabel sowie Stecker verbauen und auf das Sleeve verzichten.
Bei dem Lüfter handelt es sich konkret um einen Scythe Glidestream 120 PWM (SY1225HB12M-CIP). Im Gegensatz zu den Glidestream des Kabuto 2 und der freikäuflichen Modelle, besitzt der hier enthaltene Lüfter keine Entkopplung an der Aufnahme. Apropos Aufnahme – befestigt wird der Lüfter mittels zweier Metallklammern.
3. Technische Daten
Kühler Spezifikationen:
Gesamtmaße(BxHxT): 130 x 125 x 149 mm (einschließlich Lüfter - weitere Abmessungen)
Gesamtgewicht: 720 g (mit Lüfter)
Heatpipes: 3x 8mm, 2x 6mm
Lüfter Spezifikationen:
Lüftermaße: 120 x 120 x 25 mm
Geräuschpegel: 4 ~ 28,0 dBA
Luftdurchsatz: 21,96 ~ 113,34 m³/h
Lüfterdrehzahl: 300 (±200 upm) ~ 1.400 upm (±10%) (PWM-gesteuert)
Statischer Druck: 0,07 ~ 1.56 mmH²O
4. Montage
Kommen wir also zum Montagesystem. Der Kühler ist kompatibel mit fast allen aktuellen und auch älteren Sockeln. Für Intel heißt das konkret, dass Sockel 775, 115X, sowie 1366 bedient werden können. Bei AMD kann er bei den Sockeln FM1, FM2(+), AM2(+), AM3(+) sowie AM4 eingesetzt werden. Scythe verwendet beim Kabuto 3 nicht das H.P.M.S. I oder II System, sondern eine günstigere Lösung.
Wie man den Bildern zum Lieferumfang bereits entnehmen konnte, wird für Intel System auf eine Push-Pin-Halterung gesetzt. Die Halterung wird dazu am Kühler vormontiert, wodurch die Montage des Kühlers auf dem Mainboard sehr leicht fällt. Die Push-Pins sind an den haltebügeln verschiebbar, sodass die verschiedenen Lochabstände ausgeglichen werden können.
Bei der AMD Lösung kommt die original Befestigungsplatte zum Einsatz. Über den Kühlerboden wird dann einfach ein Bügel geschoben, welcher an den Haltenasen eingerastet werden muss. Dieser Aufbau ermöglicht es, dass der Kühler auch auf dem neuen Sockel AM4 betrieben werden kann.
In meinem Fall kommt die Intel Halterung zum Einsatz. Die Montage kann infolge der Vorbereitung des Kühlers auch beim stehenden Gehäuse erfolgen. Zwar ist etwas schwer an die Push-Pins zu gelangen, aber insgesamt fällt die Montage sehr leicht. Bräuchte man zur Vormontage keinen Kreutz-Schlitz-Schraubendreher, würde die komplette Montage werkzeuglos stattfinden.
Ehrlich gesagt bin ich kein Fan von Push-Pins. Eine Montage mittels HPMS hätte aber wahrscheinlich mittels Durchführungen im Kühler erfolgen müssen, ähnlich wie beim Cryorig H5, was von manchen als Umständlich erachtet wird. Ich fände die Lösung allerdings wertiger. Die beiden „Löcher“ in den Finnen suggerieren zudem, dass evtl. auch Scythe diese Montage vorgesehen hatte.
Der Kühler lässt sich in meinem Fall auch im stehenden Gehäuse verbauen. Dabei funktioniert dies sogar mit montierter Grafikkarte. Ich würde sie trotzdem vorher entfernen, da das Gefummel einen irre macht. Außerdem habe ich eher zierliche Finger und würde mich als das Gegenteil eines Grobmotorikers bezeichnen. Wie im Folgenden sieht, lässt der Kühler auf meiner Mainboard-Speicher-Kombination verschiedene Orientierungsrichtungen zu. Auch die anderen beiden Richtungen wären möglich. Die beiden gezeigten Ausrichtungen haben verschiedene Vorteile. Mit den Heatpipes Richtung Speicher, hat man noch Zugriff auf diesen und die Spawas des Mainboards werden durch den Lüfter angepustet. Andersherum kann man den Speicher zwar nicht mehr direkt wechseln, dieser liegt dann allerdings im Luftstrom des Lüfters. Dies funktioniert offensichtlich aber auch nur dann, wenn der Speicher nicht sehr hoch baut. Bei sehr hohen Ram-Riegeln beleibt nur die andere Ausrichtung als Wahl.
Ich habe mich für den Test für die zuerst gezeigte Möglichkeit entschieden, da diese auch so in der Montageanleitung abgebildet ist.
5. Leistung
Aktuell kann ich mit meinem System den Kühler sicherlich bei weitem nicht an seine Grenzen bringen. Für den Kühler wird zwar keine maximale TDP angegeben, jedoch soll er mit allen aktuell erhältlichen CPUs zurechtkommen können. Mein i3 ist mit 35W angegeben. Ich werde demnächst wechseln und dann weitere Werte nachliefern.
Mein Testsystem sieht aktuell folgend aus:
CPU: i3-4130T
Mainboard: MSI Z87-G45 Gaming
Ram: Corsair Vengeance LP 8GB
Grafikkarte: XFX R9 270 DD
Gehäuse: Aerocool P7-C1
Netzteil: Xilence Performance A+ 430W
SSD: Samsung 830
HDD: Samsung HN-M101MBB
Ich verwende zwar Mittlerweile wieder Gehäuselüfter, diese lasse ich aber zu Vergleichbarkeit der Ergebnisse ausgesteckt, um einerseits ein eher schlecht belüftetes Gehäuse nachzustellen und andererseits weitere Geräuschquellen auszuschließen. Zum Auslasten der CPU nutze ich Prime. Die maximal Werte wurden dafür nach 15min "Einbrennzeit" notiert, die Idle-Werte nach weiteren 15min abkühlen. Beim angegebenen Wert handelt es sich um den Temperaturschied des wärmsten Kerns zur Umgebungstemperatur.
Wie man sieht, skaliert der Kabuto 3 nicht sehr stark mit der Erhöhung der Lüfterdrehzahl. Das ist insoweit gut, da er bereits bei der minimalen Drehzahl (bei mir bedingt durch die Ansteuerung) ein zufriedenstellendes Ergebnis abliefert und man auch die hohen, lauten Drehzahlen verzichten kann.
Der folgende Vergleich mit den anderen Kühlern ist mit etwas Vorsicht zu genießen, da ich das Thermometer für die Raumtemperatur gewechselt habe. Der GlideStream wurde zum Vergleich bei 872Upm (50%) betrieben.
Im Nachhinein verwundern mich die passiv Idle-Werte. Dies werde ich noch einmal nachtesten und ggf. verbessern. Bei den passiv Load-Werten sieht man ganz gut, dass die reine Masse des Kühlers dafür sorgt, dass er auch mit den schweren Towern mithalten kann. Mit Lüfterbestückung fällt er weder positiv, noch negativ auf.
6. Lautstärke
Zunächst möchte ich betonen, dass ich von Lautstärkemessungen nicht viel halte. Diese sind immer so stark Umgebungsabhängig, dass sie daheim nicht reproduzierbar sind und deshalb wenig Mehrwert liefern. Ich werde die Lautstärke also subjektiv beurteilen. Was für den einen als leise eingestuft wird, empfindet jemand anders als störend. Folgend also meine Meinung.
Zum Setting: Alle anderen Lüfter werden angehalten. Dies entspricht zwar nicht den Realbedingungen, aber man kann die Geräusche besser orten. Der Rechner steht dabei unter meinem Schreibtisch direkt zu meinen Füßen. Wer das Gehäuse nicht kennt, kann in meinem User-Review sehen, dass es relativ luftig gestaltet ist.
Bei knapp 460Upm ist der Lüfter für mich nicht wahrzunehmen. Dies ändert bei 872Upm nicht allzu sehr. Oberhalb des Schreibtisches nimmt man die leichte Geräuschzunahme zwar, warh, diese liegt aber weit entfernt von dem, was ich als störend bezeichnen würde. Unterhalb der Schreibtischplatte kann man das leichte Luftgeräusch hören. Bei 1200Upm und 1400Upm bewegt sich die Geräuschkulisse, für mich, in einem störendem Bereich.
7. Fazit
Der Kabuto 3 ist kein typischer Top-Blower. Statt die Bauhöhe so gering wie möglich zu halten, setzt Scythe auf Masse. Dies spiegelt sich bei den Leistungswerten wieder. Hier kann er mit Tower-Kühlern gut mithalten. Dabei ist der Kühler insgesamt kein sonderlicher Blickfang, allerdings kann die Verarbeitungsqualität durchweg überzeugen. Die Montage mittels Push-Pin gefällt mir persönlich nicht sehr, allerdings erfolgt der Einbau mit dieser umso leichter. Etwas schade finde ich, dass Scythe lediglich eine Tüte und keine Spritze mit Wärmeleitpaste beilegt, wie z.B. beim Fuma.
Das Kühlkonzept scheint völlig aufzugehen. Nicht nur, dass er mit höheren Tower-Kühlern mithält, er schlägt auch den Cryorig M9, welcher auch klein gehalten ist, aber den Kabuto um 5, überragt. Überblickt man den Markt für Kühler bis 130mm, so gibt es als Konkurrenz eigentlich fast nur Single-Tower mit 92mm Lüfter oder Top-Blower mit relativ geringer Kühlfläche. Der Vorteil des Kabuto 3 gegenüber den kleinen Single-Towern sieht man ja bereits bei meinen Vergleichswerten (siehe Cryorig M9). Aber nicht nur die Kühlleistung fällt wahrscheinlich besser aus. Der 120mm des Kabuto muss auch nicht so schnell drehen wie ein 92mm Lüfter, um die gleiche Luftmasse zu befördern. Ein weiter Vorteil ist die Kühlung der Umliegenden Bauteile. Gegenüber der anderen Top-Blowern am Markt spricht auf jeden Fall die Kühlfläche des Kabuto 3. Zu guter Letzt lässt sich sagen, dass auch der Preis in Ordnung ausfällt. In der Preisklasse um 35€ gibt es zwar viel Konkurrenz, jedoch steht der Kabuto 3 mit seinem Kühlkonzept alleine da.
Positiv
+ Verarbeitung
+ Leichte Montage
+ große Kühlfläche trotz geringer Höhe
+ gute Kühlleistung
+ Bis 50% Upm leise
+ Kompatibilität gut
Neutral
Push-pin für Intel
Gewohntes, schlichtes Scythe Design
Negativ
- Wärmeleitpaste nur in einer Tüte